1. April 2016
Das Erbe der ersten Schweizer Ärztin lebt in Zollikerberg weiter
Dr. med. Marie Heim-Vögtlin, Mitgründerin der Schweizerischen Pflegerinnenschule, die später mit dem Diakoniewerk Neumünster in Zollikerberg fusionierte, wird anlässlich ihres 100. Todestages mit einer Sondermarke der Schweizerischen Post geehrt.
Eine Pionierin durch und durch
Marie Heim-Vögtlins Leben liest sich wie ein spannender Roman: 1845 im Kanton Aargau als Pfarrerstochter geboren, kämpfte sie ihr Leben lang unermüdlich für die Rechte der Frauen. So war sie die erste Schweizerin, die – aller Widerstände zum Trotz – an der Universität Zürich Medizin studierte. Damit sie überhaupt zum Examen zugelassen wurde, musste ihr Vater schriftlich eine Bewilligung einholen. Danach liess sie sich als erste Frau Europas zur Fachärztin für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten weiterbilden. Im Jahre 1874 legte sie ihre Doktorprüfung ab und eröffnete im gleichen Jahr als erste Ärztin in Zürich eine eigene Praxis. Judith Naef vom Verband medical women switzerland (mws), welcher die Sondermarke initiiert hatte, fasst das Leben von Marie Heim-Vögtlin wie folgt zusammen: «Sie genoss das Privileg einer Ausbildung, litt aber unter den herrschenden Konventionen – und brach mit allem.» 1875 heiratete sie den Professor Albert Heim. Trotz dreier Kinder – das erste gebar sie im damals hohen Alter von 36 Jahren – führte sie ihre Berufstätigkeit uneingeschränkt fort. Neben ihrem aktiven Einsatz für das Frauenstimmrecht veröffentlichte sie Aufklärungsschriften gegen Prostitution und den grassierenden Alkoholismus.
Gründung der Schweizerischen Pflegerinnenschule
Im Jahre 1899 gründetet sie mit ihrer Berufskollegin Anna Heer die «Schweizerische Pflegerinnenschule» in Zürich, welcher das erste, von Frauen geführte Spital angehörte. Dieses wurde 1901 eröffnet. Bis kurz vor ihrem Tod im Jahre 1916 leitete Marie Heim-Vögtlin die «Kinderstube» des Frauenspitals. 1998 wurde das Spital mit dem Spital Neumünster in Zollikerberg zusammengelegt. Aus dieser Fusion entstand das heutige Spital Zollikerberg.
Die Spuren in Zollikerberg
Das Werk von Marie Heim-Vögtlin lebt heute auf dem Areal der Stiftung Diakoniewerk Neumünster – Schweizerische Pflegerinnenschule weiter. Ein Blick in den Personalbestand zeigt, dass ihr Kampf nicht umsonst gewesen war: Bezüglich Frauenanteil in der Geschäftsleitung ragt das Spital Zollikerberg unter den grössten Gesundheitsversorgern der Schweiz (denjenigen mit über 500 Mitarbeitenden) hervor. Der Schnitt liegt allgemein bei 25%. Die Spitaldirektorin Dr. Orsola Vettori weist im Geschäftsbericht 2015 darauf hin, dass im Spital Zollikerberg mehr als die Hälfte der Spitalleitungsmitglieder Frauen sind.
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